Das Selbst-Kunst-Werk
Als ich heute morgen am Aufwachen war, noch etwas im Halbschlaf, sah ich mich vor einem kleinen Laden stehen. Dieser Laden befand sich auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt, eingebettet in eine Reihe historischer Bauten.
Das Schild über dem Laden zeigte in zart orangefarbener Schrift auf einem beigefarbenen Hintergrund "Das Selbst-Kunst-Werk" und war umrahmt von einem gleichfalls orangefarbenen dünnen Rahmen. Die Form des Schildes war rechteckig und oben halbrund in einer alten Machart und sah emailliert-glänzend aus. Es war über der ganzen Breite der Eingangstür und dem kleinen Auslagenfenster angebracht.
Vor der Tür und vor der Auslage befanden sich Gitter, die man aushängen konnte.
Ich stand vor der Auslage und blickte hinein. Es befanden sich dort nur einige verstaubte Skizzen und sonst nichts. Trotzdem kam mir der kleine Laden bekannt und vertraut vor.
Plötzlich stand ein Engel neben mir, der mich gütig anlächelte. Ich fragte ihn, was es mit diesem kleinen Laden auf sich hätte und er antwortete: "Das ist Dein Schöpfungs-Laden, in dem Du, zusammen mit dem geistigen Wesen der Erde, vor den Inkarnationen Deinen Körper entwirfst und ihn an die Erfahrungen und Ent-Wicklungen anpasst, auf die DU dich vorbereitest.
Es ist das erste Mal, daß Du in einem Körper weilst und gleichzeitig diesen kleinen Laden bewußt wahrnehmen kannst..."
Ich öffnete das Gitter und wollte den Laden betreten, doch er war verschlossen...
Der Engel sah mich an und sagte: "Du hast den Schlüssel immer bei Dir. Er befindet sich in Deinem Herzen."
Ich fasste mit der rechten Hand in mein Herz (ich konnte einfach durch meine Körperpartien hindurchgreifen) und holte einen kleinen goldenen Schlüssel hervor, der auch ins Schloß passte.
Als ich die Tür geöffnet hatte, stellte ich fest, daß es einen vorderen Raum gab und sich hinter einem bogenförmigen Durchgang zwei weitere Räume befanden. Alles war sehr staubig und sah verlassen aus.
Wieder wandte sich der Engel erklärend an mich und sagte: "Der Raum steht leer, während Du Deine Erfahrungen im Körper durchlebst. Nachdem Du den Körper wieder verlassen hast, kehrt Dein Geist auch hierher zurück, wenn Du Dich auf weitere irdische Inkarnationen vorbereiten möchtest.
Dann passt sich auch die äußere Umgebung jenem Umfeld an, in dem Du Dich bewegen möchtest, oder zu der Du dich besonders hingezogen fühlst, um Dich auf diese Erfahrung auch im äußeren Umfeld emotional einzustimmen."
Ich nickte versonnen und verstand nun meine Affinität zu den kleinen historischen Altstädten in diesem Leben...
Ich betrat den Laden, dessen Boden von einer dicken Staubschicht bedeckt war. In der Ecke lehnte ein Besen, den ich zur Hand nahm und ich begann den Staub zur offenen Ladentür hinauszukehren.
Nach und nach wurden wundervolle geometrische Muster auf dem Holzboden sichtbar, der als Parkett in den vorderen Raum eingelassen war.
"Die heiligen Geometrien und kristallinen Formen sind schon immer Deine besondere Spezialität gewesen und werden es wohl immer sein, Sternenträger." Mit diesen Worten lächelte mir mein Engelbegleiter zu und beobachtete weiter aufmerksam meine Aufräumaktion.
In den dahinter liegenden Räumen waren Steine und Kristalle als Mosaik im Boden eingelassen, die nun, vom Staub befreit, aus sich heraus zu leuchten begannen wie zur Begrüssung und Wiedersehensfreude. Die Steinfamilie "zuhause"....
In dem einen angrenzenden Raum stand, wie eine Modepuppe, meine körperliche Blaupause, die mir bis aufs Detail glich. Als ich mich dem Modell näherte, fühlte ich aber, daß dies nicht nur eine physische Blaupause war. Mit dem Blick in die geöffneten Augen konnte ich auch wahrnehmen, was in dem Modell vor sich ging.
Es hatte die gleiche emotionale und mentale Ausstattung und ich verstand.
Das Modell veränderte sich analog zu meiner Ent-Wicklung mit.
Der Engel lächelte mir erneut zu.
"Als Du, -damals-, nach menschlich–linearem Zeitverständnis, mit der Gestaltung Deiner Blaupause fertig warst, hast Du das Modell, zusammen mit einigen Begegnungsskizzen, in die Auslage gestellt und all jene Seelen, die sich mit Dir verabreden wollten, haben es sich eingeprägt, um Dich wiederzuerkennen. So wie auch Du ihre Auslagen und kleinen Ladengeschäfte aufgesucht hast. Es ähnelt euerem Schaufensterbummel im irdischen Geschehen."
Ich suchte die anderen Räume auf und fand in einem eine Ablage mit verschiedenen Köpfen vor. Alle mit geöffneten Augen, die mich neugierig anblickten. Einige kamen mir aus anderen Inkarnationen sehr vertraut vor.
Es gab in diesen Räumen Farbtöpfe für die Haut, verschiedene Haarteile, um damit zu experimentieren. Da waren auch Kästchen mit emotionalen, mentalen und seelischen Accessoires, die in einer aurischen Graphik hinzugefügt werden konnten. Alles hat seine ur-eigene Farbe.
Plötzlich spürte ich noch eine andere vertraute Präsenz in dem vorderen Raum und ging hin, um nachzusehen. Mir stockte der Atem. Dort stand mir meine weibliche Dualseele gegenüber, jener Teil von mir, der zuhause geblieben war, um mich in der Polarität zu ergänzen.
Die Gefühle von Wiedersehensfreude, Zärtlichkeit und Innigkeit sowie diesem nicht mit Worten beschreibbaren Zusammengehörigkeitsgefühl waren und sind überwältigend. Endlich, un-endlich Eins-Sein in einer niemals endenden Umarmung....
Langsam kehrte ich mit meinem Gewahrsein wieder in den irdischen Körper zurück. Zugegebenermaßen widerwillig und doch mit soviel Liebe, Achtung und Respekt für das Kunstwerk, das ich zusammen mit meinem Dualseelenanteil und der Erde erschaffen hatte und für dessen achtsame Erhaltung und Wertschätzung ich nun mit noch mehr Freude die Verantwortung trage.
Es fällt mir leicht, diese Wertschätzung und Achtsamkeit auch den anderen Kunstwerken um mich herum entgegenzubringen und vielleicht dient diese kleine Geschichte der Einen oder dem Anderen, sich zu er-innern und sich dem eigenen Selbst-Kunst-Werk mit größerer Wertschätzung und Achtung zu begegnen...
Mein besonderer Dank gilt auch dem mich begleitenden Engel und seinen freundlichen und gütig-liebevollen Erklärungen <3
(© Balael-Jordan Rajkoff, Crystal Grail, 2. März 2015)