Die Hüter
Wieder und wieder
stiegen wir nieder
in menschlicher Mutter gebärenden Schoß...
und manchmal fragten sich staunende Augen:
"Was zum Himmel, mach' ich hier bloß ?"
Fremd uns schien die dichte Welt,
doch waren wir hier hin gestellt,
um Hoffnung zu bringen den Menschen.
So starben wir in Körper hinein,
erfuhren Trennung, Liebe und Pein.
Zuweilen hat die Angst uns erstickt
und Willkür uns ins Verderben geschickt.
Der Auftrag der Seele war sternenklar
und wird am Ende der Reise wahr:
Im Fleisch zu gebären das reine Herz,
die Fesseln zu lösen aus Angst und aus Schmerz,
bis am Ende des Tages, wenn verstrichen die Frist
der göttliche Mensch geboren ist.
Lang war die Reise, beschwerlich der Weg
und wenn auch die Kraft dem Ende zu geht,
so leuchtet darüber ein heller Stern,
der in Liebe bewacht, was uns scheint noch fern.
Dort, wo die Zeit zu Ende geht,
der Wind der zeitlosen Ewigkeit weht,
wird unsere Erfüllung sein
und wir der Welt und uns verzeihen
was uns derweil erworden ist:
Ein glücklich SEIN stets Leid vergißt.
Was nun sich gebiert
ist die Wirklichkeit, frei von Trennung, Hass oder Leid.
Die Kräfte des Chaos sind Diener nur,
um zu weisen den Weg im Ziehen der Spur,
die sichtbar ins Verderben führt.
So ist die Zeit des Sprungs gekommen.
Es weichen die Nebel vor keimender Saat.
Noch sind viele sehr beklommen,
doch jetzt erfolgt die Heldentat:
Der Mensch streift seine Masken ab
und entsteigt dem ihm bereiteten Grab.
Er wird sich seiner Selbst gewahr
und wie ein ewig Liebespaar
gehen Körper und Seele nun Hand in Hand.
Verschwunden ist der Kriegsverband.
Ersetzt von strahlend hellem Licht,
das Angst und Trauer ewig bricht.
Wir nun, werden nicht mehr geboren
in menschlicher Mutter gebärendem Schoß,
doch werden wir weiter der Erde dienen
und ihren Geschöpfen, klein oder groß.
(© Gabriela Kriebernegg / Lile an Eden, 19. Januar 2021)